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Dialogische Validierung als Lernstrategie in der Corona-Zeit in den Niederlanden

23.11.2020

1. Corona zwingt alle "Lernpartner", bestehende Lernstrategien zu aktualisieren und zu verbessern. Dies kommt der Autonomie des Lernenden zugute und stärkt den Beitrag des Lernenden in den Lerndialogen.

2. Die Integration der dialogischen Validierung und des Lernens in eine Lernstrategie für Zielgruppen verfügt in der heutigen Gesellschaft über ausreichende Grundlagen und Instrumente, um realisiert werden zu können.

3. Es besteht eine enge Verbindung zwischen der dialogischen Validierung und dem neuen Phänomen des personalisierten Lernens. Diese beruht auf der verstärkten Eigenverantwortung des Lernenden für Lernprozesse....

 

Dialogische Validierung als Lernstrategie in der Corona-Zeit in den Niederlanden

Ruud Duvekot (rdu@cl3s.com)

Die Internationale Kommission für Bildungsentwicklung, unter dem Vorsitz von Edgar Faure, die 1971 von der UNESCO gegründet wurde, gab den Ton in der Debatte über die Schaffung einer "lernenden Gesellschaft" an, in der der Lernende im Mittelpunkt der Lernprozesse steht und sich in Verbindung mit anderen Partnern in der Gesellschaft ein Leben lang entwickeln will, kann und darf:

 

Wenn Lernen das ganze Leben, sowohl im Sinne der Zeitspanne als auch der Vielfalt, und die gesamte Gesellschaft, einschließlich ihrer sozialen und wirtschaftlichen sowie ihrer Bildungsressourcen, einbezieht, dann müssen wir noch weiter gehen als die notwendige Überholung der "Bildungssysteme", bis wir das Stadium einer lernenden Gesellschaft erreicht haben. Denn dies sind die wahren Ausmaße der Herausforderung, vor der die Bildung in der Zukunft stehen wird.1

Während Faure‘s Vision in den 1970er Jahren noch weit davon entfernt war, realisierbar zu sein, scheinen heute, im Jahr 2020, die wesentlichen Voraussetzungen für eine solche "lernende Gesellschaft" endlich gegeben zu sein. Und Corona trägt - trotz all des Elends, das sie mit sich bringt - implizit dazu bei, indem sie den Prozess der Abschaffung von Lernmethoden "alter Schule" beschleunigt. Mit anderen Worten, die Zeit war bereits reif für die Validierung früherer Lernerfahrungen, unabhängig davon, wann, wie und warum diese Erfahrungen gemacht wurden, und für die Stärkung der selbstgesteuerten Lernprozesse der Menschen. Und jetzt stehen die Chancen noch besser, denn das unterstützende Lernsystem muss sich neu erfinden und besser zugeschnittene, personalisierte Lernprogramme anbieten.

 Warum, was und wie?

Lebenslanges Lernen (LLL) steht zunehmend im Zeichen der Wertschätzung, Anerkennung, Nutzung und Weiterentwicklung von Kompetenzen im Dialog zwischen Lernenden, Organisationen und Schulen/Universitäten. Gemeinsam diskutieren und organisieren sie LLL-Strategien. Behörden und Sozialpartner fördern diesen Prozess durch Gesetze, Verordnungen und Finanzierung.

Die Empfehlung des Rates vom 20. Dezember 2012 zur Validierung nichtformalen und informellen Lernens2    ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Akteure auf der Systemebene darauf abzielen, diesen Transfer zu mehr individuell gesteuertem Validieren und Lernen zu stärken. Top-down ist somit ein großer Schritt vorwärts; der nächste Schritt ist die eher bottom-up-orientierte Realisierung des gewünschten Dialogs über die Validierung von Lernerfahrungen für das weitere Lernen und die persönliche Entwicklung. In den Niederlanden ist diese Empfehlung ernst genommen worden. Es ist die treibende Kraft einer Strategie der Regierung und der Sozialpartner, die Validierung des formellen und informellen Lernens mit qualifikations- und karriereorientierten Wegen zu verbinden, welche die Bürger selbst initiieren und (mit-)gestalten können.

In solchen Dialogen über LLL ist die Berücksichtigung der früheren Lernerfahrungen einer Person von entscheidender Bedeutung für die Festlegung personalisierter Lernpfade. Die dialogische Validierung ist die eigentliche Triebfeder des Wandels. Sie kann definiert werden als "das Erkennen und Bewerten persönlicher Qualitäten und die Beratung zu weiterem Lernen mit dem Ziel, durch einen personalisierten Lernweg einen Karriereeffekt zu erzielen". Die kontinuierliche berufliche Entwicklung des Individuums (Ziel) ist daher von höchster Bedeutung, wobei das lebenslange - informelle und formelle - Lernen als Motor (Mittel) fungiert.

Dialogische Validierung basiert auf dem Dialog des Lernenden mit dem Arbeitgeber/Manager/Lehrer/etc. über die Anerkennung und Wertschätzung persönlicher Lernerfahrungen. Dieser Dialog hat einen ganzheitlichen Charakter, bei dem die Portfoliomanagement- und Beurteilungsmethoden darauf abzielen, sowohl bestehende Qualitäten zu nutzen als auch bestehende und neue Qualitäten weiterzuentwickeln, um eine persönliche Karrierestrategie zu schaffen und/oder zu stärken.

 

Informelle Schlussfolgerungen

1.           Corona zwingt alle "Lernpartner", bestehende Lernstrategien zu aktualisieren und zu verbessern. Dies kommt der Autonomie des Lernenden zugute und stärkt den Beitrag des Lernenden in den Lerndialogen.

2.           Die Integration der dialogischen Validierung und des Lernens in eine Lernstrategie für Zielgruppen verfügt in der heutigen Gesellschaft über ausreichende Grundlagen und Instrumente, um realisiert werden zu können.

3.           Es besteht eine enge Verbindung zwischen der dialogischen Validierung und dem neuen Phänomen des personalisierten Lernens. Diese beruht auf der verstärkten Eigenverantwortung des Lernenden für Lernprozesse.

 

 

1              Faure, E., Herrera, F., Kaddoura, A., Lopes, H., Petrovsky, A.V., Rahnema, M. & Champion Ward, F. (1972). Learning to be. The world of education today and tomorrow. Paris, UNESCO.

2              Der Rat der Europäischen Union (2012). Empfehlung des Rates vom 20. Dezember 2012 zur Validierung Nichtformalen und Informellen Lernens (2012/C 398/01). Brussel, EU.

 

 

 

 

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Kommentare (3)

  1. Hartmut
    Hartmut am 23.11.2020
    Sehr spannender Artikel. Insbesondere die unter 1. angesprochenen neuen Lernstrategien während der Pandemie sind doch hochkarätig aktuell. Die Pandemie hat "zwangsläufig" zu einer rasanten Nutzung digitaler Lehr- und Lernformen und zu vielen Veränderungsprozessen in der beruflichen Erwachsenenbildung geführt. Interessant wäre nun die Aufgabe unter den veränderten Rahmenbedingungen bzw. weiterer "Social Distance" neue Validierungsverfahren erfolgreich online zu implementieren. Unser eportfolio in Valiskills könnte da sicher ein erster Schritt sein...
  2. Jowita Pawlak
    Jowita Pawlak am 02.12.2020
    Ein sehr aktueller Artikel, der die Reaktion auf Veränderungen zeigt. Unsere Besprechungen im Rahmen von Vali Skills mit dem Einsatz von Konferenzsystemen für Online-Teams oder Zoom sind ebenfalls ein Beispiel dafür, wie man schnell reagieren und sich an die aktuelle Situation anpassen kann. Ich denke, dass unser Schlussbericht Bestimmungen über den Digitalisierungsprozess enthalten muss.
  3. Hans-Joachim Borchert
    Hans-Joachim Borchert am 07.12.2020
    Die im Beitrag beschriebene "dialogische Validierung" bestätigt uns in unserem ValiSkills-Ansatz, den wir mit der Entwicklung des Kompetenzfeststellungsverfahrens verfolgt haben: Formal geringqualifizierte Erwachsene werden sich unter Anleitung und im Austausch (Präsenz und Online) mit dafür qualifizierten Beratern ihrer informell/ non-formal erworbenen Kompetenzen bewusst (Bilanzierung und Empowerment). Auf dieser Grundlage entwickeln sie personalisierte Lernpfade, die dem individuellen Bedarf entsprechen und die persönlichen Rahmenbedingungen für selbstorganisiertes Lernen berücksichtigen.
    Die praktische Umsetzung dieses Konzepts scheitete bisher an strukturellen/ systemischen Hindernissen. Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie werden der Weiterbildungsdiskussion hoffentlich auch in dieser Richtung wichtige Impulse geben und für ValiSkills neue Perspektiven eröffnen.

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