Hier gibt es in Berlin beispielsweise zum einen in der JVA Moabit das Kompetenzfeststellungsverfahren (KFV), das in sich geschlossen innerhalb von vier Wochen zu einem abschließenden Bericht führt.
Im Rahmen der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) in der JSA Berlin findet die Eignungsanalyse (EA) statt, die wesentlich kürzer läuft und zum Erstellen des individuellen Qualifizierungs- und Förderplans für jeden einzelnen Teilnehmer BvB dient.
Beide Berichte zeigen zunächst den Insassen, aber auch den Gefängnisleitungen, den Sozialarbeitern und der Bundesagentur für Arbeit zusätzliche Hinweise für mögliche weitere unterstützende Schritte auf. Die Berichte werden im Verlauf der Informationsweitergabe bis hin zu den Gruppenleiter*innen der Häuser, in denen die Insassen zugeteilt werden, von allen, die seitens des Strafvollzuges involviert sind genutzt, um im weiteren Werdegang mit den Gefangenen zu arbeiten.
Die Resozialisierungsbeauftragten der Agentur für Arbeit Berlin unterstützen die Gefangenen auf Basis der Empfehlungen aus den Berichten. Hierbei geht es um die den Schulabschluss, die Integration in Arbeit bis zur beruflichen Qualifizierung – über Berufsorientierung, modulare Ausbildung bis zur abschlussorientierten Ausbildung oder Umschulung.
Das seit 2017 in der JVA Moabit stattfindende Kompetenzfeststellungsverfahren durchlaufen alle erwerbsfähigen Gefangenen, wenn sie über ausreichend Deutschkenntnisse verfügen, bevor sie in andere JVAen verlegt werden. Zunächst werden in einem Eingangsgespräch die berufliche Biographie sowie die Ideen und Wünsche der Teilnehmer beleuchtet und festgehalten. Ein Teil der Tests und Unterrichtseinheiten sind so angelegt, dass ein Lernverlauf bezüglich der mathematischen, aber auch der Deutschkenntnisse abgebildet werden kann. Der andere Teil nutzt HAMET2, das validiert soziale, handwerkliche und motorische Kompetenzen testet. Hinzu kommen IT-Kenntnisse, die auch im kleinen Rahmen abgeprüft werden. Die Beobachtung bei Teamaufträgen durch die Experten während der Teilnahmedauer ergänzt die Testergebnisse.
Nach der Dokumentation wird ein Bericht erstellt, der, aus Sicht des aktuellen Arbeitsmarktes, zunächst Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten während der Haft, auch nach der Verlegung in andere Anstalten, aufzeigt, die nach der Haftentlassung nahtlos fortgeführt werden können. Es stehen verschiedene Gewerke für die Arbeit, aber auch für eine Ausbildung zu Verfügung, auf welche die Ergebnisse hin ausgewertet werden für eine größtmögliche Deckung mit der gemeinsam entwickelten beruflichen Lebensvorstellung des Teilnehmenden. Darüber hinaus legt der Bericht aber auch Wert auf eine dem Insassen entsprechende Sicht zur Zukunftsentwicklung nach der Haft, deren Grundlagen womöglich schon während der Haft gelegt werden können. Hier dient der Bericht als Entscheidungsgrundlage für alle, die in diesem Vorgang involviert sind.
Im Gegensatz zum Ablauf in der JVA Moabit geht es in der Jugendstrafanstalt Berlin vorrangig darum, den aktuellen Kenntnisstand der Teilnehmer zu belegen. Die verantwortliche Person in der Eignungsanalyse erstellt eine individuelle Teilnehmereinschätzung. Die im Rahmen der BvB seit 2009 integrierte EA in der JSA Berlin ist neben den Informationen der Ausbilder in den Berufsfeldern, aber auch der Lehrkraft des Stütz- und Förderunterrichts, Grundlage für den Bericht zur die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung, die dann durch den Bildungsbegleiter an die Bundesagentur für Arbeit weitergeleitet wird.
Aus der Eignungsanalyse werden auch für den Stütz- und Förderunterricht im Zuge der BvB Einsichten gewonnen, welche Aspekte mehr Entwicklung bedürfen: Es kann sich ergeben, dass sowohl im Bereich der IT- und Medienkompetenz, als auch in Mathematik und Deutsch Grundlagenwissen fehlt. Die förderfähigen Bereiche werden über einen längeren Zeitraum unterrichtlich aufgegriffen, was die individuelle Entwicklung der Teilnehmer zu ihrer Festigung begleitet. Die EA ist ähnlich dem KFV aufgebaut, sie testet ebenfalls Deutsch- und Mathematikkenntnisse ab und setzt Teile von HAMET2 ein. So werden z.B. beim Feilen eines Fisches aus grober Spanplatte motorische Fähigkeiten, Ausdauer und Gründlichkeit getestet. Andere Tests bewerten logisches Denken und IT-Kenntnisse. Die Beobachtung durch die durchführende Person bezieht sich auf die personalen Fähigkeiten der Teilnehmer.
Die Teilnehmereinschätzung der Eignungsanalyse wird im Anschluss mit dem Insassen zur Reflektion besprochen. Für das Individuum liegt der Fokus darauf zu zeigen, was beherrscht wird, um die Frustrationstoleranz zu steigern. Dies ist für eine schulische und berufliche Entwicklung der Teilnehmer oft unerlässlich.
Die Gruppenleiter*innen – entweder Sozialarbeiter*innen oder Psycholog*innen – und die Leitung des Bereiches Beschäftigung und Qualifizierung erhalten die Ergebnisse dann zur weiteren Einschätzung, bzw. zur Erstellung der weiteren Vollzugsplanung ihrer Insassen.
Unabhängig davon, dass die Teilnahme für die Insassen eine zielgerichtete Abwechslung im Alltag bedeutet, die ihrer Sozialisierung dient, unterstützt die regelmäßige Teilnahme sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Sie ermöglicht es ihnen, einen anderen Blickwinkel auf ihre bisherige Entwicklung zu gewinnen, aber auch auf das, was in ihrer Zukunft liegen kann und was sie dafür benötigen. Manchen gelingt es, diese Denkanstöße zu veränderten Gewohnheiten führen zu lassen, die ihnen im weiteren Leben mehr Ruhe bringen und ihnen die soziale und wirtschaftliche Teilhabe an der Mehrheitsgesellschaft ermöglicht.
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