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Mehr Dampf für die Nachholbildung Erwachsener

15.03.2020

Der duale Bildungsweg behauptet sich nach wie vor als schweizerisches Erfolgsmodell. Die berufliche Grundbildung ist allerdings ganz auf Jugendliche ausgerichtet. Die digitale Transformation, die demographische Alterung und der Fachkräftemangel stellen diese Ausrichtung heute in Frage.

 

Ronald Schenkel/Schweizerischer Verband für Weiterbildung SVEB

Der duale Bildungsweg behauptet sich nach wie vor als schweizerisches Erfolgsmodell. Die berufliche Grundbildung ist allerdings ganz auf Jugendliche ausgerichtet. Die digitale Transformation, die demographische Alterung und der Fachkräftemangel stellen diese Ausrichtung heute in Frage.

Wir stehen vor einer radikalen Umwälzung auf dem Arbeitsmarkt. Verschiedene Studien – beispielsweise von McKinsey oder Avenir Suisse – gehen davon aus, dass eine Vielzahl von Jobs verschwinden wird. Neue werden dafür geschaffen. Während vor allem Beschäftigte, deren Jobs nur einfache kognitive, körperliche oder manuelle Fähigkeiten erfordern, mit einem Abbau rechnen müssen, steigt die Nachfrage in Bereichen, in denen soziale, emotionale und technologische Kompetenzen gefragt sind. Zudem verändern sich bestehende Berufe oder verschwinden ganz, während neue entstehen, an die bis vor kurzem niemand gedacht hat.

Qualifizierung

Wie in keiner Zeit der jüngeren Vergangenheit werden erwachsene Erwerbstätige mit einer lebenslangen Unsicherheit bezüglich ihrer Arbeitssituation konfrontiert sein. Für Erwerbstätige ohne Berufsabschluss oder mit einem Abschluss, der nicht mehr gefragt ist, heisst das: Eine berufliche Qualifizierung ist die einzige Möglichkeit, ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten.

Die Berufsbildung soll folglich in der Lage sein, auch erwachsene Personen mit oder ohne Berufsabschluss (nach-)zu qualifizieren und ihnen einen ersten oder einen neuen Berufsabschluss zu ermöglichen.

Es fehlen erwachsenengerechte Angebote

Doch das ist leichter gesagt als getan; denn die bestehenden Angebote für Erwachsene, die über den Weg einer regulären oder verkürzten Grundbildung zum Erwerb eines Berufsabschlusses führen, sind in den meisten Berufen nicht spezifisch auf die Bedürfnisse von Erwachsenen ausgerichtet. Zudem fehlen in den meisten Berufen und Regionen erwachsenengrechte Bildungsangebote, die auf die direkte Zulassung zur Abschlussprüfung vorbereiten.

Erwachsene brauchen ein flexibles System, welches ihnen einen möglichst hohen Grad der Selbststeuerung erlaubt. Sie haben schliesslich noch andere Aufgaben zu erledigen als zu lernen, 75 Prozent der Erwachsenen ohne Berufsabschluss sind berufstätig, haben vielleicht Familie, sind auf ein regelmässiges Einkommen angewiesen und verfügen nur über begrenzte Zeitreserven. Zudem brauchen sie vieles, das in der Ausbildung von Jugendlichen sinnvoll ist, nicht mehr; die Sozialisierung für ein Leben als Erwerbstätige haben sie hinter sich. Sie besitzen – hoffentlich – eine gefestigte Identität. Was Erwachsene brauchen, sind Fachkompetenzen, die sie sich dann aneignen können, wenn es sie sie brauchen.

Weiterbildung als Vorbild

Ein Berufsbildungssystem für Erwachsene muss deshalb eher nach Konzepten der Weiterbildung ausgestaltet werden als in Anlehnung an das bestehende Modell für Jugendliche. Das verlangt nicht zuletzt auch Zugeständnisse der Branchenverbände, die über Qualifizierungswege neu nachdenken müssen. Dass zudem über ein Finanzierungssystem nachgedacht werden muss, welches auch Erwachsenen ohne die nötigen finanziellen Ressourcen eine Ausbildung ermöglicht, ist beinahe selbstredend. Einen ersten Schritt haben die Schweizer Kantone im Januar 2018 unternommen. Sie haben entschieden, dass die direkten Kosten für die Berufsbildung, also die Kosten für die Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse, das Qualifikationsverfahren sowie die Beratung, übernommen werden. Das grosse ungelöste Problem bleiben die indirekten Kosten, vor allem der Lohnausfall während der Ausbildung. Branchenfonds oder Gesamtarbeitsverträge bieten Möglichkeiten zur Mitfinanzierung. Diese werden aber bisher nicht ausreichend für den Berufsabschluss für Erwachsene genutzt. Die Weichen sind wohl gestellt. Aber der Zug in Richtung Nachholbildung für Erwachsene muss erst noch in Fahrt kommen.

Dieser Artikel ist zuerst in der Handelszeitung am 21. November 2019 erschienen,
und am 20. Dezember in den News der SVEB-Website alice.ch veröffentlicht worden.

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Kommentare (10)

  1. Hans-Joachim Borchert
    Hans-Joachim Borchert am 07.04.2020
    Vielen Dank für den interessanten Beitrag zu den spezifischen - und nicht nur schweizerischen - Herausforderungen in der beruflichen Weiterbildung, die aus den tiefgreifenden Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt erwachsen.

    Der technologische Wandel wirkt sich nicht nur auf die Beschäftigung Geringqualifizierter aus, sondern betrifft alle Qualifikationsstufen: Bisher stark nachgefragte Berufe verschwinden und neue Anforderungen entstehen im digitalen Zeitalter. Die Autoren stellen fest, dass erwachsene Erwerbstätige unter diesen Bedingungen mit einer lebenslangen Unsicherheit bezüglich ihrer Arbeitssituation konfrontiert sein werden und konstatieren eine steigende Nachfrage in Beschäftigungsbereichen, in denen soziale, emotionale und technologische Kompetenzen gefragt sind.
    Was bedeutet das für den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit (employability) Ewerbstätiger ohne bzw. mit einem „entwerteten“, d.h. nicht mehr nachgefragten Berufsabschluss? Welche Anforderungen ergeben sich daraus für die berufliche Aus- und Weiterbildung dieser Personengruppe?

    Die Autoren setzen sich dafür ein, die Berufsbildung in der Schweiz mit erwachsenengerechten Angeboten so weiterzuentwickeln, dass es die Bildungsbedarfe und Bedingungen Erwachsener beim Erwerb eines (neuen) Berufsabschlusses berücksichtigt. Sie schlagen dafür eine Orientierung an der beruflichen Weiterbildung vor.
    Diesen Ansatz möchte ich unterstützen. Beruf- und lebenserfahrene Erwachsene sollten nicht in ein formales System der beruflichen Erstausbildung „gezwängt“ werden, wie es sich für den Bedarf junger Menschen bewährt hat: Erwachsene verfügen über wertvolle Kompetenzen und benötigen flexible, auf ihren individuellen Bedarf abgestimmte Bildungsangebote, die auch ihre spezifischen Bedingungen (z.B. Beschäftigung, Familie) und Ressourcen (z.B. Finanzierung) berücksichtigen.
    Andererseits erfordert ein weitgehend selbstorganisiertes Lernen aber auch Lernkompetenzen, die erwachsene Lerner nach langer Abwesenheit von formalen Bildungsstrukturen (Schule) vielleicht verloren haben und erst (wieder) erlernen müssen. Lernbegleitung kann hier wichtige Unterstützung leisten.
    Die Autoren sprechen sich für „erwachsenengrechte Bildungsangebote (aus), die auf die direkte Zulassung zur Abschlussprüfung vorbereiten“. Ist eine Abschlussprüfung mit den Anforderungen (Theorie) der beruflichen Erstausbildung wirklich unabdingbar (in Deutschland „Externenprüfung“)? Diese Prüfung stellt für viele Erwachsene ein unüberwindbares Hindernis dar. Wären hier nicht Validierungsverfahren geeigneter, um vorhandene Fachkompetenzen abzuprüfen und zu zertifizieren?

    Ich freue mich auf die Diskussion zu diesen und weiteren interessanten Aspekten des Artikels.
  2. Jowita Pawlak
    Jowita Pawlak am 14.05.2020
    Es zeigt sich, dass ein technologisch so hoch entwickeltes Land wie die Schweiz auch die Erwachsenenbildung nicht vollständig beherrscht. Infolgedessen ist das System der Validierung von Qualifikationen nicht voll funktionsfähig. In jedem der ValiSkillis-Länder3 kann ein ähnliches Problem beobachtet werden, d.h. die Finanzierung des Prozesses sowohl der Haupt- als auch der indirekten Kosten der Ausbildung und die Information der Akteure über die Möglichkeiten, die sie zur Validierung ihrer erworbenen Fähigkeiten nutzen können. Ich denke, dass jedes dieser Systeme etwas Gutes gemeinsam hat, um gute Praktiken zu sammeln und ein fast "ideales" System zu schaffen. Es lohnt sich, jeden dieser von den Projektpartnern vorgestellten Artikel zu lesen. Die Frage ist nur, wie das System der Information interessierter Erwachsener in der Schweiz aussieht?
  3. Adrian Pawłowski
    Adrian Pawłowski am 14.05.2020
    In jedem Land sind Erwachsene nur ungern bereit, Familie, Arbeit und zusätzliches Lernen miteinander in Einklang zu bringen. Daher ist es ein wichtiges Thema, die Validierung von Qualifikationen entweder durch Arbeitgeber oder den Staat finanzieren zu können. Dies ist sicherlich ein Anreiz, Ihre Qualifikationen zu zertifizieren. Es zeigt sich, dass dies in der Schweiz fast immer der Fall ist. Es stellt sich jedoch die Frage, wie viel Prozent dieser Kosten von Ihnen übernommen werden, und sind die Arbeitgeber bereit, dies den Arbeitnehmern zu gestatten?
  4. Renata Chominska
    Renata Chominska am 14.05.2020
    Bestehende Angebote für Erwachsene, die zu einer beruflichen Qualifikation durch reguläre oder reduzierte Grundschulbildung führen, sind in den meisten Berufen nicht speziell auf die Bedürfnisse von Erwachsenen zugeschnitten. Darüber hinaus mangelt es in den meisten Berufen und Regionen an Erwachsenenbildungsmöglichkeiten, die auf die direkte Zulassung zur Abschlussprüfung vorbereiten. Werden diese Angebote aktualisiert und an den gemeldeten Bedarf angepasst, und gibt es eine einzige Verwaltungsbehörde? Hat jede Region ihre eigene?
  5. Kees Schuur
    Kees Schuur am 08.06.2020
    Es ist schwierig zu versehen, dass einerseits die Qualifikationen (schneller) veraltet werden, dass bestehende Kurse für Erwachsene nicht ausreichend geeignet sind und dass die Qualifizierung für ältere Menschen schwierig ist.
    ..... und andererseits mann immer auf andere / mehr Bildung / Training / Training und (verbesserte) Validierungs- und Qualifizierungsmethoden zurückgreift.
    Warum müssen die Menschen viel Zeit und Geld investieren, wenn die (Kapital)rendite nicht sicher ist, lange dauern kann oder innerhalb weniger Jahre keine Wert mehr hat? Welche anderen Gründe gibt es dafür, dass die Anzahl der VPL-Benutzer gering bleibt (zu komplex? Zu spezifisch? Zu stark auf Schule und / oder Beruf konzentriert und weniger auf die Menschen selbst? ...?)
    "Die Zeiten ändern sich!": Die Entwicklungen bewegen sich immer schneller, es gibt weniger Arbeitsplatz für die znehmende Anzahl, immer besser ausgebildete Menschen, die Veränderungen sind volatil (zum Beispiel der rasche Anstieg der Zahl der Arbeitslosen während der Corona-Krise, der Zusammenbruch bestimmter Branchen) und die sinkenden finanziellen Reserven.
    Sollten wir nicht die Zukunft überdenken und auch in anderen Dimensionen denken?
    Irgendwelche Ideen ...?
    1. Validierung des formalen Lernens (zusätzlich zur Empfehlung des EU-Councils zu VNIL)?
    2. Von der Validierung zur Valuierung bedeutet dies eine Aufmerksamkeitsverlagerung von formalen Anerkennungssystemen zu nicht formaler und informeller Anerkennung?
    3. Von starren Top-Down-Qualifikationssystemen zu einer flexibleren und dezentraleren Stärkung von Anerkennung und Bewertung?
    4. ...?
    Irgendwelche anderen Ideen?
  6. Hartmut Schaefer
    Hartmut Schaefer am 08.06.2020
    Im folgenden 2 interessante Links die die Bedeutung innovativer Grundbildung bzw. arbeitsmarktrelevanter Soft Skills in Zeiten zunehmender Digitalisierung bestätigen...

    1.
    https://www.bibb.de/dokumente/pdf/skills_future_ibw_f.pdf
    Zitat aus BiBB Bericht:
    "Der Trend geht deutlich in Richtung höherqualifizierte Tätigkeit, wobei breitere und
    komplexere Aufgabenspektren, verstärkte Umsetzung in Teamwork/Projektarbeit-Arrangements (und infolgedessen eine gestiegene Bedeutung von Soft Skills), ein umfassenderes
    Know-how über betriebliche Prozesse Hand in Hand gehen mit veränderten Flexibilisierungsbedarfen und (Work)Life-Balance-Vorstellungen. Fachkenntnisse allein reichen oftmals nicht mehr aus, um die Tätigkeitsanforderungen adäquat erfüllen zu können."
    .
    2.
    ...in Scotland wurde eigens ein Framework für arbeitsmarktrelevanter "Future Soft Skills" in Zeiten zunehmender Digitalisierung definiert der eine wesentliche Basis für nationale Aus- und Weiterbildung bietet...

    https://www.skillsdevelopmentscotland.co.uk/media/44684/skills-40_a-skills-model.pdf
  7. Hartmut
    Hartmut am 08.06.2020
    Hier kurz ein Beispiel zur Grundbildung aus Brandenburg...die Kompetenz in der digitalen Welt hat zumindest Einzug in das Gesetz erhalten...

    1.2.4 Berufliche Kompetenz
    a) berufsbezogene Grundkompetenzen
    b) betriebliche Kommunikation
    c) praktische Tätigkeit in Werkstätten und Einrichtungen
    d) Kompetenz in Ausbildung und Beruf
    e) Kompetenz in der digitalen Welt

    https://bravors.brandenburg.de/br2/sixcms/media.php/76/Abl-MBJS_17_2019.pdf
  8. Øivind
    Øivind am 09.06.2020
    Es ist interessant, über die Situation in der beruflichen Berufs- und Weiterbildung in den verschiedenen Partnerländern zu lesen, und es scheint, dass die wichtigsten Herausforderungen in der beruflichen Grund- und Weiterbildung in den verschiedenen Ländern ziemlich ähnlich sind.In Norwegen sind traditionelle Themen aus den Bereichen Bauwesen, Mechanik, Elektrik und Gesundheit stark vertreten, und diese sind auch durch die Koronakrise relativ gut gekommen.

    Bereiche, die aufgrund der Koronakrise Probleme haben, sind spezielle Restaurantfächer und Bereiche, in denen die Digitalisierung zu erheblichen Umstrukturierungsbedürfnissen führt, wie z B Verwaltungs- und Bürofächer.

    Die Berufsfelder, die nach der Koronakrise stärker stehen, sind besondere Gesundheits- und Reinigungsfächer, und es wird interessant sein zu sehen, ob diese Felder aufgrund der Ereignisse während der Koronakrise nachhaltig zunehmen werden.
  9. Sindy
    Sindy am 11.06.2020
    Ich denke da auch in die Richtung von Kees. Wenn die Arbeitswelt in ständigem Wandel begriffen ist und Erwachsene an jeder "Arbeitsstation" ihres Berufslebens unterschiedliche Kompetenzen erwerben, benötigen Sie dann einen neuen bzw. aktuellen Berufsabschluss? Mir schweben hier Systeme wie Open Badges vor, die ebenso Kompetenzen validieren. Diese könnten kleinteilig in kürzeren Lernsequenzen (am Arbeitsplatz, nebenberuflich ohne zu viel Arbeitsausfall) erworben werden. Sie würden gut den Prozess des lebenslangen Lernens abbilden und modular zusammen gestellt auch die Qualifikationsbreite von Erwachsenen verdeutlichen.
  10. Martin Stark
    Martin Stark am 19.03.2021
    Es ist zwar nicht das zentrale Thema des Artikels, trotzdem bin ich gedanklich beim Thema "Digitalisierung" bzw. Digitale Grundkompetenzen hängen geblieben. Das ist zur Zeit in Österreich ein großes Thema und auch in Österreich spezifisch weiterentwickelte Kompetenzmodell "DigComp 2.2 AT". Im Vergleich zum europäischen Referenzmodell wurde das für Österreich adaptierte Modell geringfügig, allerdings an relevanten Stellen, erweitert. Das Österreichische Modell setzt früher an und hat als erstes Land in der EU einen Kompetenzlevel 0 für jene eingeführt, für die Digitalisierung noch ein absolutes Fremdwort ist.

    Es gibt auch schon erste größere Validierungsansätze, wie bspw. fit4internet. Hier können online Kompetenzchecks zu verschiedenen Themenbereich mit Verbindung zu digitalen Kompetenzen durchgeführt werden. Es ist kostenlos zugänglich: https://www.fit4internet.at/

    Außerdem führt abif aktuell einen MOOC zur Förderung digitaler Grundkompetenzen bei Beschäftigten durch, auch hier kann es sich lohnen vorbei zu schauen: https://imoox.at/course/DISKA

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